Schrei­ben von "Te­amsport Bay­ern" an den Mi­nis­ter­prä­si­den­ten

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Die bayerischen Top-Vereine aus den Mannschaftssportarten Eishockey, Handball, Basketball und Volleyball haben zusammen in einem Brief an die bayerische Staatsregierung und ihren Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder Stellung zur aktuellen Situation bezogen. Auch die Verantwortlichen des EV Landshut haben dieses Schreiben unterzeichnet.

Bei der kommenden Kabinettssitzung am 14. September hoffen die bayerischen Teams auf wegweisende Signale, um den Spielbetrieb in der kommenden Saison mit Zuschauern zu sichern.

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Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Söder, 
sehr geehrter Herr Staatsminister Herrmann, 

wir als Geschäftsführer und Vertreter der Profi-Vereine der Sportarten Basketball, Eishockey, Handball und Volleyball in Bayern, haben uns als Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen, um unsere gemeinsamen Interessen als Indoor-Sportarten nach außen zu vertreten: 

In diesem Brief appellieren wir an Sie, schnellstmöglich eine Öffnung unserer Spielstätten für Zuschauer zu ermöglichen. Für unsere Sportarten, bei denen 25 % – 30 % der Gesamteinnahmen durch den Verkauf von Eintrittskarten als direkte Einnahmequelle bestehen und weitere 60 – 70 % von indirekten Einnahmen durch Sponsoring- und Cateringeinnahmen erzielt werden, ist ein Spielbetrieb ohne Zuschauer keine Option. 

In einer wirtschaftlichen Lage wie derzeit drehen auch die Verantwortlichen unserer Partner jeden Euro zwei Mal um und prüfen die Ausgaben auf Wirtschaftlichkeit. Für Sponsoring bedeutet das: Wie viele Leute erreiche ich mit meiner Werbung? In Bayerns Sporthallen ist derzeit die Realität: Niemanden. Zusammen mit vielen Firmen, die in diesen Zeiten ihr Engagement nicht mehr aufrecht erhalten können, weil sie ihrerseits von Corona hart getroffen wurden, bedeutet das ein massives Minus für uns, welches die bisherigen Staatshilfen nicht ausgleichen können. Auch deshalb möchten wir selbst unser wirtschaftliches Schicksal in die Hand nehmen können. 

Noch wichtiger: Mit dem Ausschluss von Zuschauern wird unseren ehrenamtlichen Helfern, Zuschauern und Sportlern die Leidenschaft für unseren Sport und das Zusammengehörigkeitsgefühl genommen. Unsere Profisportler sind Sportler aus Leidenschaft, Vorbilder für Kinder im ganzen Land, unsere Spiele sind Gesprächsthema in Wirtshäusern und auf Schulhöfen. 

Insbesondere in einer so kritischen Phase wie in der derzeitigen Corona-Pandemie ist die Unterhaltung und Zerstreuung unsere Aufgabe. Wir sehen unsere Sportarten aber zuvorderst als einen Beitrag für unsere Gesellschaft, der Integration lehrt, Zusammenarbeit und Fairness symbolisiert. Nicht zuletzt motivieren unsere Leistungssportler mit ihrer Vorbildfunktion Kinder und Jugendliche, selbst Sport zu treiben. 

Uns allen ist die Verantwortung, die wir tragen, sehr bewusst. Die Voraussetzungen, unseren Sport in den Arenen dieses Landes zu betreiben, haben wir durch ausgefeilte Hygiene- und Betriebskonzepte, die auf die jeweilige Spielstätte abgestimmt sind, geschaffen. In diesen haben wir Rücksicht auf alle Belange wie Anreise, Ein- und Auslassprozedere, Reinigungs- und Hygienekonzept, Besucherführung und Ablauf, Gastronomiekonzept und Teilnehmerkommunikation und Rückverfolgbarkeit genommen. 

Des Weiteren wird mit den Belüftungsanlagen in den einzelnen Spielstätten im Vergleich zu vielen anderen bereits geöffneten Räumlichkeiten für einen Komplettaustausch mit Frischluft gesorgt und damit ein weiterer Risikofaktor ausgeschaltet. Das bedeutet, in unseren Hallen sind die Besucher sicherer als in den Innenstädten der meisten Städte. 

Die durch unseren Innen- und Sportminister Joachim Herrmann betonte Lockerung, dass auch "Handballer, Basketballer und andere Mannschaftssportler wieder Wettkämpfe austragen dürfen", ist ein Zeichen in die richtige Richtung. Wieder zwischen 200 und 400 Zuschauer zuzulassen, ist eine wichtige Maßnahme für den Amateursport. 

Die als Voraussetzung für die Amateure definierten Hygiene- und Infektionsschutzkonzepte werden im Profi-Sport derweil um einiges übertroffen und rechtfertigen somit mehr Zuschauer in die Arenen zu lassen. Für MdL Herrmann ist die Wiederaufnahme des Spielbetriebs ein "wichtiges Zeichen vor allem für die junge Generation". 

Dies sehen wir genauso, unser Profi-Sport ist jedoch mehr als das. Es nimmt unsere Fans mit und ermöglicht diesen für ein paar Stunden Ablenkung und Entspannung bei bester Unterhaltung in der aktuell schwierigen Zeit mit Corona und Einschränkungen im Berufsleben und in der Freizeit. Dazu kommt, dass wir ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für unsere Region sind. Nicht nur das, unser sozialer Beitrag für Städte, Gemeinden und Regionen ist allseits anerkannt und wird geschätzt. 

Die Behörden vor Ort kennen die Situation der jeweiligen Arena. Unsere Empfehlung ist daher den örtlichen Behörden, in Kooperation mit den Vereinen, die Entscheidung über Anzahl der Zuschauer und notwendige Maßnahmen zu übertragen. Gesundheitsbehörde und Ordnungsamt können anhand der vorgelegten individuellen Hygiene- und Betriebskonzepte für die Arena einschätzen, welche Einschränkungen notwendig sind. Dafür bedarf es einer Entscheidungsgrundlage auf Landesebene und somit einen Rahmen in dem die Entscheidung zulässig ist. Wir betonen ausdrücklich, mit 200 Zuschauern in der Halle werden wir Vereine nicht überleben können. Das wird auch durch das Nothilfe-Paket für den Wegfall von Zuschauereinnahmen bei weitem nicht kompensieren. 

Wir fordern keine Besserbehandlung des Profisports. Wir wollen unserem Naturell nachkommen und uns als Wettkämpfer zeigen: Geben Sie uns die Möglichkeit, uns gegen Netflix, Fortnite und Co. beweisen zu können, die unsere direkte Konkurrenz um die Aufmerksamkeit der Menschen sind. Gleichberechtigung und eine Chance ist unser Ziel. 

Nur mit einem Spielbetrieb mit Zuschauern hat die vielfältige bayerische Spitzensportlandschaft eine Chance zu überleben. Die Zeit zu handeln ist jetzt, wenige Wochen vor dem Saisonstart in unseren Ligen. Ermöglichen Sie uns, verantwortungsbewusst und bedacht unseren Jobs nachzugehen. 

Gerne würden wir Ihnen, als Vertreter der Arbeits- und Interessengemeinschaft, in einem persönlichen Gespräch unsere Position darlegen. 

Gezeichnet von den Vertretern der bayerischen Profisport-Clubs im Handball, Basketball, Volleyball und Eishockey (EV Landshut, Augsburger Panther, ERC Ingolstadt, Nürnberg Ice Tigers, Straubing Tigers, ESV Kaufbeuren und EC Bad Tölz)