Was für ein Drama: Overtime-Niederlage in Spiel fünf
EVL zeigt unglaublichen Kampfgeist, holt einen 1:4-Rückstand wieder auf, verliert aber am Ende mit 5:6 nach Verlängerung

EIN KAMPF AUF BIEGEN UND BRECHEN: Hier nimmt es Tyson McLellan mit Louis Latta auf. Foto: Kim Enderle.
Sie haben wirklich alles gegeben! Die Puckjäger des EV Landshut haben das fünfte Spiel im Playoff-Viertelfinale der DEL2 bei den Ravensburg Towerstars hauchdünn mit 5:6 nach Verlängerung verloren. Dabei mussten die Landshuter vor 3071 Fans nicht nur einen zwischenzeitlichen 1:4-Rückstand, sondern auch die Verletzungen von Jack Doremus und Tyson McLellan kompensieren.
Ravensburg war von Beginn sichtlich bemüht, ein anderes Gesicht zu zeigen, als noch in den letzten beiden Spielen und übernahm in eigener Halle früh die Initiative. Landshut versuchte derweil engagiert zu verteidigen und dem Gegner nicht zu viel Raum zu geben, präsentierte sich dann aber innerhalb einer Minute zweimal unsortiert und unaufmerksam. Nachdem erst Josh MacDonald durch die EVL-Defensive spazieren konnte und zum 1:0 einschoss, staubte genau 35 Sekunden später Pawel Dronia am kurzen Pfosten ab – schon stand es 2:0 und der EVL hatte eine eiskalte Dusche kassiert.
Es dauerte fünf Minuten ehe sich die Landshuter von diesem Rückschlag erholt hatten. Dann kam die Mannschaft von Heiko Vogler mit aggressivem Forechecking besser ins Spiel, agierte aber im Powerplay nicht zielstrebig genug. Dafür war Jack Doremus kurz darauf hellwach und brachte die Gäste auf die Anzeigetafel. Die Freude der rund 300 mitgereisten EVL-Fans währte aber nur kurz. Ravensburg wurde das Toreschießen nämlich einfach zu leicht gemacht. So traf erst Maximilian Hadraschek, und dann gelang Julian Eichinger auch noch der vierte Ravensburger Treffer. Das 1:4 nach 20 Minuten war ein ernüchternder Zwischenstand für den EVL.
Was auch immer Heiko Vogler dann in der Kabine zu seinem Team gesagt hat – es hat seine Wirkung nicht verfehlt! Die Rot-Weißen drehten gleich zu Beginn richtig auf und nutzten 55 Sekunden nach Wiederbeginn ein Powerplay durch Jakob Mayenschein zum 2:4. Jetzt ging es so richtig los! – und gleich im nächsten Powerplay klingelt es erneut! Diesmal fand ein krachender Schuss von Julian Kornelli den Weg ins Netz – 3:4 (25.)! Jetzt spielte nur noch der EVL und mit ihren lautstarken Fans im Nacken drehten die Niederbayern die Partie sogar komplett. Marco Pfleger mit dem sehenswerten Ausgleich und Samir Kharboutli mit dem dritten EVL-Überzahltor in diesem Drittel sorgten für frenetischen Jubel im vollbesetzten Gästefanblock. Zudem machte ein entnervter Towerstars-Goalie Jonas Langmann Platz für Jonas Stettmer. Die Partie wurde nun immer ruppiger. Leidtragende auf Landshuter Seite waren vor allem Jack Doremus und Tyson McLellan, die mächtig einstecken mussten und beide im letzten Drittel nicht mehr aufs Eis konnten. Zu allem Überfluss fanden sich die EVL-Cracks auch noch zu häufig auf der Strafbank wieder – Maximilian Hadraschek bestrafte das 74 Sekunden vor Ende des Mittelabschnitts mit dem 5:5. Als dann in den letzten 20 Minuten auch noch Samir Kharboutli nach einem klaren Foul vorzeitig vom Eis musste, konnten die Dreihelmenstädter endgültig nur noch eine Rumpftruppe aufbieten – und die verkaufte sich unheimlich teuer! Die Landshuter waren sich für keinen Check zu schade und hatten auch selbst die eine oder andere Möglichkeit, den Siegtreffer zu erzielen. Nach 60 Minuten ging es allerdings mit einem 5:5 in die Verlängerung.
In der Overtime schleppte sich Kharboutli schließlich nochmal aufs Eis und der EVL mobilisierte sämtliche Reserven – am Ende aber vergebens. Robbie Czarnik stellte einmal mehr seine Extraklasse unter Beweis und bescherte letztlich den Towerstars den dritten Sieg in der „Best of Seven“-Serie.
EVL-Geschäftsführer Ralf Hantschke kommentierte das Spiel wie folgt: „Der EV Landshut ist bestürzt über die Ereignisse, die sich im Rahmen unseres fünften Playoff-Spiel in Ravensburg zugetragen haben. Nach der Auszeit der Ravensburg Towerstars im zweiten Drittel wurden Schlüsselspieler unserer Mannschaft bewusst attackiert, um diese aus dem Spiel zu nehmen. Wir haben die Pflicht unsere Spieler zu schützen und ein derartiges Verhalten, das von den Schiedsrichtern in weiten Teilen nicht bzw. unzureichend geahndet wurde, klar anzusprechen. Deshalb haben wir uns gegenüber der Liga deutlich positioniert und dieses Fehlverhalten mit allen dazu notwendigen Formalitäten unmissverständlich angezeigt. Als Geschäftsführer des EV Landshut habe ich nicht nur unseren Spielern, sondern auch dem Eishockeysport gegenüber eine Verantwortung zu tragen. Die Gesundheit der Spieler und ein fairer, sportlicher Wettbewerb müssen immer im Vordergrund stehen. Das war aus Sicht des EV Landshut im Spiel in Ravensburg nicht gegeben.“
Die Oberschwaben haben nun am Sonntag in Spiel sechs den ersten Matchpuck. Spielbeginn in der Landshuter Fanatec Arena ist um 18 Uhr. Tickets sind für dieses Duell keine mehr erhältlich. Seit Donnerstag ist die Partie restlos ausverkauft.
Alle, die nicht im Stadion mit dabei sein können, haben aber natürlich die Möglichkeit, die Partie auf Sprade TV live mitzuverfolgen.
EV Landshut: Gracnar, Vogl, Pertuch ; Pageau, Brückner, Schwarz, Stowasser, Dersch, Pavlu, Reich; Pfleger, McLellan, Mayenschein, Kharboutli, Kornelli, Doremus, Mühlbauer, Forster, Bruch.
Tore: 1:0 (06:56) MacDonald (Sarault/Herr), 2:0 (07:31) Dronia (Calce/Pfaffengut), 2:1 (15:52) Doremus (Kharboutli/Pavlu), 3:1 (16:41) Hadraschek (Louis Latta/Granz), 4:1 (17:31) Eichinger (Sarault/Louis Latta) (PP1), 4:2 (20:55) Myenschein (Kornelli/Doremus) (PP1), 4:3 (24:49) Kornelli (Brückner/Kharboutli) (PP1), 4:4 (28:28) Pfleger (Forster), 4:5 (31:30) Kharboutli (Pfleger/Forster) (PP1), 5:5 (38:46) Hadraschek (Granz) (PP1), 6:5 (70:33) Czarnik (Calce/MacDonald).
Strafminuten: Ravensburg: 14, Landshut: 10.
Schiedsrichter: Michael Klein / Markus Schütz
Zuschauer: 3071.